Wanderritt in den Ostkarpaten
Vor Monaten angekündigt, hat unser Ritt in den Ostkarpaten über die Pfingstfeiertage stattgefunden.
Mit Usha Patel und Christian Wörgötter haben sich aus dem großen Kreis der Interessierten nur 2 Mutige gefunden, die mit Hannes Kirchmayr die Reise ins Unerwartete angetreten sind... Am Bild die 3 Musketiere. Übrigens rechts im Bild eines unserer ehemaligen Pferde, Sunna vom Habichtswald, die sich wunderbar eingelebt hat.
Anreise: Flug von Wien nach Sibiu (rund eine Stunde), Transfer zur Villa Honor mit dem PKW (rund 3 Stunden). Schon die Fahrt in Richtung Karpaten bringt erste Eindrücke von der Landschaft. Überraschenf für Laien: Die Ostkarpaten sind nicht so gebirgig und hoch wie erwartet. Die höchsten Erhebungen bewegen sich im 2000er Bereich. Die Landschaft ist eher die eines Mittelgebirges mit langgezogenenen Waldrücken und grasbewachsenen Hochplateaus. Ausgehend von den teils recht malerischen Dörfern führen die Wege zu kleinen Siedlungen und Einzelgehöften am Berg. Forststraßen gehen irgendwann in Sand- und Erdwege über, die die Landschaft wie ein Netz überziehen.
Unser Gastgeber: Àndras Albert, Ungar - wie die Mehrheit der Bevölkerung im sogenannten Seklergebiet im Osten Siebenbürgens - erfolgreicher Unternehmer und begeisterter Pferdemensch. Vor Jahren aus geschäftlichen Gründen in Island weilend, hat Àndras Islandpferde kennen- und schätzengelernt. Er betreibt unter anderem ein kleines, schmuckes Hotel und einen Islandpferdehof mit rund 20 Pferden, neuerdings 5 davon aus Weistrach... Seine absolute Passion: Wanderreiten (abgesehen davon, dass er begeisterter Jäger ist). Am Foto zeigt er mir (Hannes Kirchmayr) gerade einen verfallenden Zwangsstand, wie er früher in den Dörfern für das Beschlagen verwendet worden ist. Apropos verfallend: Für mich (Jahrgang 1960) waren Teile der Reise eine Erinnerung an die bäuerliche Welt meiner Kindheit. Es stimmt eine Spur wehmütig, diese traditionelle bäuerliche Kultur in ihrem Abgesang zu sehen... Andererseits: Wer weiß, es kann ja Gutes nachkommen...
Der Ritt und unsere Freunde: Am Tag nach der Anreise ging es ans Reiten: Àndras, wir 3 Österreicher und rund 10 MitreiterInnen aus dem Freundeskreis von Àndras. Alle Pferde standen schon zum Putzen heraußen, als wir nach einem ordentlichen Frühstück zum Hof kamen. Die tip top gepflegte Ausrüstung wurde verteilt (Die Sättel sind rumänischer Provenienz, allesamt Trachtensättel, aber trotz der Länge durchaus unproblematisch, da sich die Trachten glücklichweise bald nach oben biegen....). Nach dem Satteln und Zäumen ging es los: Aufsteigen, eine Runde Schritt auf der Ovalbahn, eine Runde Tölt und ab ins Gelände. Geritten wird wie in Island (allerdings ohne frei mitlaufende Pferde), durchaus flott, aber mit längeren Schrittpausen. Manches Mal wird sogar abgesessen und ein Stück gegangen. Begleitet wurden wir von Àndras Hunden... und das nicht ohne Grund: Es gibt Bären in der Region. Àndras hatte einige Bärenbegegnungen auf seinen Touren. Was ihn dabei beunruhigte war die Tatsache, dass die Isländer die Bären interessant fanden und ihnen nachgingen, wenn die sich trollten.... Kurz gesagt: Wir konnten nur Bärenlosung in Augenschein nehmen. Dass unsere Begleithunde die Ritte überstehen würden, war mir nicht so klar. Selten aber doch hatten wir das eine oder andere Straßenstück zu bereiten. Rumänische Landstraßen werden übrigens nicht nur von Pferdefuhrwerken, sondern von Autos, Lieferwagen und LKW-Zügen befahren und das ganz nicht gerade geruhsam. Um diese Stücke schnell zu überwinden wurde immer flott getöltet (Unser Spruch beim Anblick einer Asphaltstraße: "Ah, eine Töltstrecke!!"). Allein die Hunde rannten Slalom auf der Straße, querten kurz vor Autos.... und es passierte unglaublicherweise... nichts.
Mit von der Partie - wie schon geschrieben - Pferdefreunde aus Àndras Freundeskreis, allesamt absolute Freaks des Geländereitens! Wir unterhielten uns tlw. auf Deutsch, tlw. auf Englisch und hatten bald freundschaftlichen Kontakt geknüpft. Ein Ereignis waren die Mittagspausen: Jeweils ein schöner Platz, Àndras zäumt mit einem Sichtband einen Wiesenfleck ein, Pferde werden abgesattelt und in die Freiheit entlassen. Die Reiter packen ihre Rücksäcke aus UND da war beileibe nicht nur der absolut wichtige Pàlinka (Pflaumenschnaps) drinnen, sondern auch eine köstliche Jause: Paradeiser, Zwiebel (ganz wichtig!), Mairüben, Würste, Hirschschinken, Mangalitzakrammeln, Schafkäse in verschiedensten Varianten und vieles andere Köstliche mehr. Und nach dem Essen: Ein kurzes Nickerchen oder Pläuschchen und weiter geht die Reise durch ein gar wunderschönes Land...
Am zweiten Tag gab es dann Reitunterricht statt Wanderritt. Für mich als Trainer insoferne eine Umstellung, als die TeilnehmerInnen bisher wenig bis keinen Reitunterricht auf Islandfperde bekommen hatten. Mir war auch nicht klar, ob diesen Geländefreunden meine Ansichten in irgendeiner Form nützlich sein würden. Wir fanden uns aber schnell. Dabei halfen uns 3 Dinge ganz gewaltig: Die durchwegs gute Qualität der Pferde, die vielen Geländeerfahrungen meiner ReitschülerInnen und ihre Wissbegierigkeit. Ein Kurstag, der wie im Flug verging und mit der Vorstellung des neuen Hengstes Sjóður frá Höskuldsstöðum unter dem Sattel kulminierte. Ich durfte eines meiner absoluten Lieblingspferde reiten, bevor wir Sjóður die Eisen abnahmen, um ihn in die Deckherde zu schicken.... wo er schon erwartet wurde...
Der dritte Tag gehörte wieder dem Gelände mit einem wunderbaren Ritt durch uraltes Kulturland. Am Dienstag konnten wir auf der Reise zum Flughafen noch die Städe Schäßburg und Hermannstatt besichtigen, um festzustellen, dass unsere Reise eindeutig zu kurz war.
Fazit: Danke Àndras, Emmö und Freunden für die herzliche Gastfreundschaft! Wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten Besuch. Mi, 12. Juni 2013
Mit Usha Patel und Christian Wörgötter haben sich aus dem großen Kreis der Interessierten nur 2 Mutige gefunden, die mit Hannes Kirchmayr die Reise ins Unerwartete angetreten sind... Am Bild die 3 Musketiere. Übrigens rechts im Bild eines unserer ehemaligen Pferde, Sunna vom Habichtswald, die sich wunderbar eingelebt hat.
Anreise: Flug von Wien nach Sibiu (rund eine Stunde), Transfer zur Villa Honor mit dem PKW (rund 3 Stunden). Schon die Fahrt in Richtung Karpaten bringt erste Eindrücke von der Landschaft. Überraschenf für Laien: Die Ostkarpaten sind nicht so gebirgig und hoch wie erwartet. Die höchsten Erhebungen bewegen sich im 2000er Bereich. Die Landschaft ist eher die eines Mittelgebirges mit langgezogenenen Waldrücken und grasbewachsenen Hochplateaus. Ausgehend von den teils recht malerischen Dörfern führen die Wege zu kleinen Siedlungen und Einzelgehöften am Berg. Forststraßen gehen irgendwann in Sand- und Erdwege über, die die Landschaft wie ein Netz überziehen.
Unser Gastgeber: Àndras Albert, Ungar - wie die Mehrheit der Bevölkerung im sogenannten Seklergebiet im Osten Siebenbürgens - erfolgreicher Unternehmer und begeisterter Pferdemensch. Vor Jahren aus geschäftlichen Gründen in Island weilend, hat Àndras Islandpferde kennen- und schätzengelernt. Er betreibt unter anderem ein kleines, schmuckes Hotel und einen Islandpferdehof mit rund 20 Pferden, neuerdings 5 davon aus Weistrach... Seine absolute Passion: Wanderreiten (abgesehen davon, dass er begeisterter Jäger ist). Am Foto zeigt er mir (Hannes Kirchmayr) gerade einen verfallenden Zwangsstand, wie er früher in den Dörfern für das Beschlagen verwendet worden ist. Apropos verfallend: Für mich (Jahrgang 1960) waren Teile der Reise eine Erinnerung an die bäuerliche Welt meiner Kindheit. Es stimmt eine Spur wehmütig, diese traditionelle bäuerliche Kultur in ihrem Abgesang zu sehen... Andererseits: Wer weiß, es kann ja Gutes nachkommen...
Der Ritt und unsere Freunde: Am Tag nach der Anreise ging es ans Reiten: Àndras, wir 3 Österreicher und rund 10 MitreiterInnen aus dem Freundeskreis von Àndras. Alle Pferde standen schon zum Putzen heraußen, als wir nach einem ordentlichen Frühstück zum Hof kamen. Die tip top gepflegte Ausrüstung wurde verteilt (Die Sättel sind rumänischer Provenienz, allesamt Trachtensättel, aber trotz der Länge durchaus unproblematisch, da sich die Trachten glücklichweise bald nach oben biegen....). Nach dem Satteln und Zäumen ging es los: Aufsteigen, eine Runde Schritt auf der Ovalbahn, eine Runde Tölt und ab ins Gelände. Geritten wird wie in Island (allerdings ohne frei mitlaufende Pferde), durchaus flott, aber mit längeren Schrittpausen. Manches Mal wird sogar abgesessen und ein Stück gegangen. Begleitet wurden wir von Àndras Hunden... und das nicht ohne Grund: Es gibt Bären in der Region. Àndras hatte einige Bärenbegegnungen auf seinen Touren. Was ihn dabei beunruhigte war die Tatsache, dass die Isländer die Bären interessant fanden und ihnen nachgingen, wenn die sich trollten.... Kurz gesagt: Wir konnten nur Bärenlosung in Augenschein nehmen. Dass unsere Begleithunde die Ritte überstehen würden, war mir nicht so klar. Selten aber doch hatten wir das eine oder andere Straßenstück zu bereiten. Rumänische Landstraßen werden übrigens nicht nur von Pferdefuhrwerken, sondern von Autos, Lieferwagen und LKW-Zügen befahren und das ganz nicht gerade geruhsam. Um diese Stücke schnell zu überwinden wurde immer flott getöltet (Unser Spruch beim Anblick einer Asphaltstraße: "Ah, eine Töltstrecke!!"). Allein die Hunde rannten Slalom auf der Straße, querten kurz vor Autos.... und es passierte unglaublicherweise... nichts.
Mit von der Partie - wie schon geschrieben - Pferdefreunde aus Àndras Freundeskreis, allesamt absolute Freaks des Geländereitens! Wir unterhielten uns tlw. auf Deutsch, tlw. auf Englisch und hatten bald freundschaftlichen Kontakt geknüpft. Ein Ereignis waren die Mittagspausen: Jeweils ein schöner Platz, Àndras zäumt mit einem Sichtband einen Wiesenfleck ein, Pferde werden abgesattelt und in die Freiheit entlassen. Die Reiter packen ihre Rücksäcke aus UND da war beileibe nicht nur der absolut wichtige Pàlinka (Pflaumenschnaps) drinnen, sondern auch eine köstliche Jause: Paradeiser, Zwiebel (ganz wichtig!), Mairüben, Würste, Hirschschinken, Mangalitzakrammeln, Schafkäse in verschiedensten Varianten und vieles andere Köstliche mehr. Und nach dem Essen: Ein kurzes Nickerchen oder Pläuschchen und weiter geht die Reise durch ein gar wunderschönes Land...
Am zweiten Tag gab es dann Reitunterricht statt Wanderritt. Für mich als Trainer insoferne eine Umstellung, als die TeilnehmerInnen bisher wenig bis keinen Reitunterricht auf Islandfperde bekommen hatten. Mir war auch nicht klar, ob diesen Geländefreunden meine Ansichten in irgendeiner Form nützlich sein würden. Wir fanden uns aber schnell. Dabei halfen uns 3 Dinge ganz gewaltig: Die durchwegs gute Qualität der Pferde, die vielen Geländeerfahrungen meiner ReitschülerInnen und ihre Wissbegierigkeit. Ein Kurstag, der wie im Flug verging und mit der Vorstellung des neuen Hengstes Sjóður frá Höskuldsstöðum unter dem Sattel kulminierte. Ich durfte eines meiner absoluten Lieblingspferde reiten, bevor wir Sjóður die Eisen abnahmen, um ihn in die Deckherde zu schicken.... wo er schon erwartet wurde...
Der dritte Tag gehörte wieder dem Gelände mit einem wunderbaren Ritt durch uraltes Kulturland. Am Dienstag konnten wir auf der Reise zum Flughafen noch die Städe Schäßburg und Hermannstatt besichtigen, um festzustellen, dass unsere Reise eindeutig zu kurz war.
Fazit: Danke Àndras, Emmö und Freunden für die herzliche Gastfreundschaft! Wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten Besuch. Mi, 12. Juni 2013